Aktionen > Langenselbold 06.07.06 > Bericht

Das war gut!

Die Überschrift hört sich recht unbescheiden an, soll es aber nicht sein, sondern einfach die Empfindung der meisten Teilnehmer wiedergeben.

Zunächst einmal die Negativposten: 

Nur ein Viertel bis ein Drittel der bei uns angemeldeten Teilnehmer ist erschienen. 

Ein erheblicher Teil der angesprochenen Teilnehmer am Hessischen Bauerntag zeigte wenig Kampfbereitschaft oder Solidarität mit den Geflügelhaltern unter ihren Kollegen.

Aber das waren auch schon die Negativposten mit Überraschungseffekt, die anderen gab es natürlich auch.

Nun zum Positiven: Familie Reiling und ich, hatten aus verschiedenen Gründen für Langenselbold keine Demonstration angemeldet.  Für eine solche braucht man Menschenmassen - wir hatten aber nur eine Genehmigung für 300 Menschen.  Außerdem fiel die Veranstaltung auf einen Wochentag und bei dem Publikum hätte eine große Menschenmasse eher verärgernd gewirkt.  Daher hatten wir eine Informationsveranstaltung geplant.  Und diese ist gut gelungen.  Wir haben dann auch die Gelegenheit genutzt und viele Teilnehmer des Bauerntages angesprochen und einige Informationsblätter übergeben.  Bei Gesprächsbereitschaft hatten wir genügend kompetente Leute da, um auch Details zu erklären bzw. zu argumentieren.

Sowohl der Ministerpräsident von Hessen, Herr Roland Koch, als auch der Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Herr Horst Lorenz Seehofer gaben uns die Gelegenheit für ein kurzes bzw ein über zehnminütiges Gespräch.

Herr Koch war wenig geneigt zu diskutieren.  Auf die Anmerkung meinerseits, 300 infizierte Wildvögel seien nun doch wirklich kein Zeichen für eine Seuche, antwortete er wenig überzeugend, soviel Geld wie sie (die Politik einschließlich er selber) ausgegeben hätten, meine er wohl, daß die Vogelgrippe gefährlich sein müsse.

Herr Seehofer schien zumindest viel entgegenkommender.  Er blieb willig stehen und hörte sich zumindest an, was wir zu sagen hatten.  Das hat mich sehr positiv überrascht.  Auch traten beide Herren nicht durch einen Nebeneingang eintraten, sondern über den Schloßhof.  Zu diesem Zeitpunkt hielten sich - da die Veranstaltung schon begonnen hatte - neben uns nur noch ein paar Aussteller auf und natürlich eine große Zahl von Beamten der lokalen Polizei, dem LKA und dem BKA.   Mit diesen Polizisten konnte man übrigens wesentlich freundlicher und sachlicher sprechen als mit manchem Kollegen aus dem Bauernstand.

Ja, aber zurück zu Herrn Seehofer:  Unsere vielen Lesern schon bekannte und auch auf den Bildern unten zuerkennende T-shirts haben ihm gar nicht gefallen.  Er deutete mit seinem Zeigefinger auf die Überschrift "Ein Opfer der Panikmache um die Vogelgrippe" und meinte, diese Aussage dürfe ja wohl nicht sein. 

Herr Seehofer hat ansonsten wirklich seinen ungeheuren Charme versprüht, ist aber so bald ein Thema zu heiß wurde auf seine Standardaussage ausgewichen und die war:  "Ich tue alles Machbare für Sie." (die Freilandhaltungsbefürworter).  Er verstieg sich sogar einmal so weit, daß er sagte, wir (in Deutschland) hätten, die wenigsten Einschränkung durch die Vogelgrippe.  Als ich entgegnete, daß Österreich selbst in den Risikogebieten keine Stallpflicht mehr habe, lenkte er von dieser Erwiderung ab.

Herr Seehofer warb auch dafür, daß er diese Sicherheitsmaßnahmen einführen müßte, sonst käme, wenn denn etwas passieren würde, der Staatsanwalt und würde ihn anklagen.  Dies wäre einem Verantwortlichen nach den Ausbrüchen der Vogelgrippe in Rumänien passiert.  Nun wissen wir alle, daß das Rechtssystem Rumäniens selbst den ganz großen Erweiterungsenthusiasten noch sehr suspekt erscheint.  Deshalb soll die Aufnahme um ein Jahr  hinausgeschoben werden.  (1 Jahr ist übrigens ja wohl auch ein Witz - entweder ist ein Land  EU-tauglich oder man wartet, bis es soweit ist.)  Im Kommunismus brauchte man immer einen Sündenbock, wenn was schief ging, und so ist das in diesen Ländern wohl immer noch.  Besonders interessant ist aber, daß Herr Seehofer selbst schon oft gedroht hat andere (in den Bundesländern) für die großzügige Auslegung der Aufstallungsverordnung zur Verantwortung zu ziehen.  Wer muß da wohl vor wem Angst haben?

Ich regte an, daß man aus BSE hätte lernen müssen und wirklich das Infektionsrisiko und die Ansteckungswege prüfen müsse.  Man sollte nicht immer gleich keulen, sondern den gesamten Hof (bei Zustimmung der Betreiberfamilie) unter Quarantäne stellen und die weitere Ausbreitung unter den Tieren zu beobachten.  (Meine Familie und ich wären dazu zum Beispiel jederzeit bereit und am Ende wären wir alle viel schlauer - vielleicht wäre dann der ganze Spuk so schnell vorbei, wie BSE hätte vorbei sein können.)  Wie auch immer, Herr Seehofer reagierte sehr vorwurfsvoll, daß er nie Experimente am Menschen machen würde.  Natürlich wollen auch wir niemandem schaden, aber es muß bei strittiger Lage jeder das ihm vom Grundgesetz zugesicherte Recht auf Selbstbestimmung ausüben dürfen.

Ach, eine besonders nette Antwort bekam ich auf das Thema Arbeitsplatzverluste wegen der hochgespielten Vogelgrippe am Beispiel des Baues einer Brüterei durch Wiesenhof in Polen.  Herr Seehofer meinte nur, daß er Herrn Wesjohann kenne, als ob mich das nun beruhigen würde.

Ein letztes Beispiel aus der Diskussion: Als Untermauerung der Gefährlichkeit der Vogelgrippe verwies der Minister auf eine infizierte Katze, deren Erscheinungsbild er beschrieb.  Dies griff ich auf mit der Frage, warum die nicht der Stallpflicht unterworfenen Tauben nach Wermsdorf getötet wurden, nicht aber die Katzen.  Er wich dieser Frage mit einem Hinweis auf die Pflicht, Katzen im Sperrbezirk einsperren zu müssen aus.  Den Einwurf, daß Katzen nur im Sperrbezirk eingesperrt sein mußten, Geflügel aber deutschlandweit, ignorierte er. 

Nur zur Klarstellung: Wer uns kennt, weiß, daß wir nicht wollen, daß auch Katzen millionenfach getötet werden.  Es geht darum, die absolute Willkür, mit der hier selbstherrliche Politiker Todesurteile vollstrecken, vorzuführen.  Tauben, die angeblich bisher weder infiziert wurden noch gefährdet sein sollen, werden nicht aufgestallt aber in den Sperrbezirken getötet.  Katzen, die laut Minister infiziert wurden und in absoluter Nähe zum Menschen leben, müssen nur im Sperrbezirk eingesperrt werden, werden aber nicht getötet.  Hühner müssen überall eingesperrt werden und werden im Sperrbezirk getötet.  Die Logik dieser Vorgehensweise erkläre mir einer auf wissenschaftlicher Basis.

Nun ja, uns wäre sicherlich lieber gewesen, wenn er nicht alles (aus seiner Sicht) Machbare für uns, sondern nichts gegen uns, tun würde.  Bis vor einem Jahr lebten nämlich viele von uns in dieser Beziehung noch im Paradies, aus dem er uns vertrieben hat.

Nun viel Freude an den Bildern.  Der Urheberschutz liegt bei

CO - Corinna Orthey
IR - Inge Rosenberger
US - Utta Stuber

Einen herzlichen Dank den Fotografen!


 

(IR) Wir standen direkt auf dem Weg vom Parkplatz zum Eingang
(US) Wir versuchten so viele Tagungsteilnehmer wie möglich über Wogelgrippe und Stallpflicht zu informieren
(IR) Auch Herrn Seehofer und seinen Hofstaat wollten wir nicht schlechter behandeln
(IR) Herr Reiling begrüßte ihn und der Besuch aus Berlin grüßte wieder
(IR) und schon war das Gespräch im Gange
(IR) Am Anfang unter den Ohren von ntv (die dann m.W. aber keinen Bericht über den Bauerntag brachten)
(IR) später lauschten nur noch die Demonstranten
(US) weil die Tagung schon lange begonnen hatte
(US) Hier Oliver Reiling wie er leibt und lebt
(IR) Im Gespräch mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch,
(CO) der es allerdings sehr eilig hatte
(CO) Bilder von den Geflügelfreunden
(CO) und den Enten
(CO) Die angereisten Stallpflichtgegner unterhielten sich angeregt
(CO) wenn sie sich nicht gerade in Pose werfen mußten
(CO) Unschuldig im Knast ! Lebenslang ? - Das motivierte uns ...
(IR) und wir waren vorbereitet und nicht schüchtern
(CO) Ein liebenswerter Veteran der Geflügelzucht, Erwin Kistler (links)
(CO) und hier gab's zur Entschädigung 'was Gutes
Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich bitte an uns
Telefon: +49 (0)9279 923444   -   E-Mail: post@gegen-stallpflicht.de
Copyright 2006 dkh Die kaufmännischen Handwerker GmbH, Armin Arend
Willkommen